Freitag, 22. Oktober 2010

Die romantische Wohnanlage der Villa Bronte in der Bronx



Eingekeilt zwischen zwei höheren Appartmentblocks, von denen der eine jüngeren Datums ist, der andere älter und wie eine Burg auf einem Felssporn über dem Hudson aufragt, überdauert eine romantische Wohnanlage in der Bronx. Die Uferfelsen fallen hier zum Hudson River hin steil ab. Über der Straße, die an diesen Wohnblocks und der niedrigeren Bauanlage vorbeiführt, liegt ein ausgedehnter Park, der Henry Hudson Park.



Bewegt man sich auf diese Wohnanlage zwischen den Appartmentblocks zu, sieht man nur ein unscheinbares und niedriges Häuserband, das gelegentlich etwas vorspringt, anderswo etwas zurückliegt. Nimmt man sich die Zeit, das Areal eingehender zu studieren, dann werden die Schönheiten dieser Gemeinschaftswohnanlage deutlich. Die Bewohner legten großen Wert auf Gartenanlagen um ihr Haus und tun das heute noch. Die bepflanzten Gebiete des Grundstückes quellen über vor Pflanzen, die sich auch über die Fassaden hinaus ausdehnen dürfen.



Dem Betrachter fällt auf, daß die Wohnanlage weitgehend symmetrisch aufgebaut wurde. Die niedrige Bebauung hat deutlich mehr Geschoße, bemerkt man in der Nahansicht, wenn man an die Hauseingangsfront näher herantritt, da sich ein breiter und tiefer Graben zwischen der Straße und den Wohngebäudeteilen befindet.



Entweder gelangt man über Treppen nach unten in die Vorgärten mit den Zuwegungen zu den Wohnungen, oder in den trennenden Innenhof, der zum Hudson River hin offen ist, was einen weiten Blick in das Tal des Hudson ermöglicht. Wer diesen Blick geniessen will, muß die mittleren Garten- und Hofarerale, die treppenartig bis zur Aussichtsterrasse hin abfallen, durchwandern und kommt dabei an den Hauseingangstüren der Wohngebäudeabschnitte vorbei, die vom Innenhof her erschlossen wurden.



Andere Wohneinheiten müssen über Zuwegungen und Treppen außen herum aufgesucht werden. Auch dafür ist es nötig, über Treppenstufen abwärts zu gehen. Man kommt hierbei durch romantische Gärten, an schönen Erkern und interessant gemauerten Einzelheiten des Wohngebäudes vorbei. Dies gilt sowohl für die rechte wie die linke Außenseite der Wohnanlage.



Von der Straße führen einige gemauerte Bogenbrücken über den breiten Wohngraben hinüber, der zur Belichtung der tiefer gelegenen Wohnetagen dient. Diese Brücken, in der Regel zugleich Treppen, führen zu Wohnungen in den oberen Geschoßen, teilen sich als Treppen manchmal, sodaß der Eindruck vorherrscht, daß jede Wohnung von außen individuell erreichbar ist.



Die Wohnanlage türmt sich gelegentlich auf. Neben Wohntürmen liegen große Terrassen. Wo es angebracht schien, wurden vom Architekten Erker ausgekragt.



Die Baustoffe und ihre Verarbeitung zu Bauteilen sollen bewußt auf das Thema der Erneuerung der Handwerkskunst hinweisen, was die Wohnanlage zu einem Repräsentanten des Arts and Crafts Movement macht, das von England ausging und in den Vereinigten Staaten Anhänger fand. Die Dachziegel leuchten in verschiedenen Farben. Natursteine oder Backsteine sind an manchen Stellen der Fassade bewußt sichtbar belassen. Ansonsten überzieht ein inzwischen mit Patina überzogener Verputz das Gebäude.



Geplant hat die bezaubernde Wohnanlage der Architekt Robert Gardner. Im Jahre 1926 konnte man die Wohnungen erstmals beziehen.



White und Willensky schreiben zu dem Projekt:

"The Villa, with two romantic, intricate, visually intriguing wings containing 16 units, some partly above, some below street level. These charmers occupy the southwestern most (and best) edge of the Spuyten Duyvil escarpment, overlooking the confluence of the Harlem and Hudson Rivers. A romantic pearl among apartment house swing." (1)



In der Tat ist von diesem Grundstück aus der Zusammenfluß von Harlem und Hudson River gut zu sehen. Die Bewohner können mitvollziehen, wie sich die Drehbrücke



schließt, wenn die Züge auf der Bahntrasse, die am engen Uferstreifen des Hudson River entlangführt, nach Süden oder Norden fahren.

Karl-Ludwig Diehl




























Anmerkung:
(1) zitiert aus: Norval White, Elliot Willensky u.a.: AIA Guide to New York City. NYC, 2010. 5.Auflage. S.868
Fotos: Karl-Ludwig Diehl

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